Inhaberin ärgert sich über Willkür

AfP kassiert ab, ändert AGB und ignoriert Kündigung

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Berlin -

Trotz gültiger Präqualifizierung wurde einer Apothekerin plötzlich die Zulassung aberkannt – angeblich wegen eines nicht erfolgten Audits. Es folgten Mahnungen und mehrere Rechnungen. Die Agentur für Präqualifizierung (AfP) beruft sich auf angeblich zugestellte E-Mails und geänderte AGB. „Fakt ist, ich weiß nichts von einem anstehenden Zwischenaudit, es wurde bei mir nie etwas angefordert, weder schriftlich noch telefonisch“, erklärt die Inhaberin.

Für ihren Betrieb hatte Sanela Bacinovic, Inhaberin der Guten-Tag-Apotheke in Zwickau, erst 2022 eine Präqualifizierung von der AfP erhalten. Diese sollte bis 2027 gültig sein. Soweit die Theorie, denn Mitte Februar habe sie eine E-Mail und ein Fax der AfP erhalten: „Meine Präqualifizierung wurde mir plötzlich aberkannt“, so die Inhaberin. Der Grund: „Ein nicht erfolgtes Zwischenaudit, welches ich im vergangenen Jahr ignoriert haben soll.“ Als der Bescheid kam, war Bacinovic geschäftlich unterwegs. „Zudem hatten die Winterferien in Sachsen angefangen, ich habe mich nicht sofort um dieses Problem kümmern können“, erklärt sie.

Kein Audit, kein Vertrag

Anfang März habe sie dann außerordentlich gekündigt, „da mir ja aus meiner Sicht die gültige Präqualifizierung ohne triftigen Grund aberkannt wurde“, stellt Bacinovic klar. Darauf reagierte die AfP aber nicht, sondern: „Sie schickte mir am 10. März eine Rechnung über knappe 300 Euro netto, für ein angeblich nicht ausgeführtes Audit“, ärgert sie sich. Daraufhin habe sie dieser Rechnung widersprochen. „Es handelte sich um eine nicht erbrachte Leistung und ohnehin wusste ich nichts von einem Audit. In dem Widerspruch verwies ich zudem auf meine außerordentliche Kündigung“, so die Inhaberin.

Was darauf folgte: „Die AfP berief sich in unzähligen Mails auf ihre neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) und auf die Nachricht, die mir angeblich im September vergangenen Jahres geschickt worden sei“, so Bacinovic. „Fakt ist, ich weiß nichts von einem Zwischenaudit, es wurde bei mir nie etwas angefordert, weder schriftlich noch telefonisch. Diese Mail habe ich nie bekommen.“ Zudem wundere sie sich, dass es keine Erinnerung zum Zwischenaudit gab. „Es geht schon mal eine Mail unter, aber meist folgt dann eine Erinnerung oder zweite Aufforderung, aber nichts dergleichen.“

Keine Mail auffindbar

Um sicherzugehen, habe sie den Server und auch die Spam-Ordner durchforstet, alle Faxe kontrolliert, aber „es war keine Nachricht der AfP zu finden“, erklärt Bacinovic. „Diese behauptet aber nach wie vor, sie hätten eine Nachricht geschickt.“ Kurios ist: „Die Mail selbst und den Nachweis dafür können sie mir leider nicht erneut zusenden, da man aus datenschutzrechtlichen Gründen alles angeblich nach drei Monaten gelöscht habe“, so die Inhaberin.

„Mittlerweile flatterte eine neue Rechnung rein, diesmal zu einer Bearbeitungsgebühr meiner Kündigung“, berichtet sie. „Die außerordentliche Kündigung wird einfach übergangen, es ist nun die Rede von einer ordentlichen Kündigung und für diese werden 100 Euro netto aufgerufen.“ Zudem sei telefonisch nie jemand erreichbar. „Die Antworten auf meine Mails kommen zeitverzögert und werden immer von verschiedenen Mitarbeitern bearbeitet, teilweise bekomme ich nicht mal Antworten auf die von mir gestellten Fragen“, betont Bacinovic.

„Ich kämpfe weiter“

Fakt ist: „Ich habe den ursprünglichen Vertrag zu einem Zeitpunkt abgeschlossen, da galten andere AGB und Preistabellen als heute. Die AfP hat diese in der Zwischenzeit mehrfach geändert und immer wieder neue Preislisten eingeführt“, so die Inhaberin. „Jedoch ohne weitere Informationen dazu.“ Sie ist sicher: „Um bei den Apothekern abzukassieren.“ Sie habe diesen AGB nicht zugestimmt. „Sie finden deshalb auch keine Anwendung für mich; trotzdem verweist die AfP immer wieder nur auf die AGB.“ Mittlerweile habe sich eine Summe von knapp 500 Euro angesammelt. „Ich streite mich jedoch weiter, weil ich es nicht einsehe, für eine nicht erbrachte Leistung etwas zu bezahlen.“

Von einem Kollegen weiß sie: „Das Spiel geht noch weiter. Ein befreundeter Apotheker hat alles brav bezahlt, nach einem Jahr flatterte dennoch eine neue Rechnung herein“, berichtet sie. Der AfP seien weitere Kosten entstanden, die beglichen werden sollen. „Diese Vorgehensweise ist eine Frechheit. Wir hatten schon genug Ärger mit den Anträgen, insbesondere zu den ständigen Messungen der Behinderten-WC, jetzt muss damit Schluss sein“, so Bacinovic.

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