Zweite Chance für Zava: Der US-Konzern Hims & Hers übernimmt die Plattform, auf der sich Patientinnen und Patienten gegen Gebühr verschreibungspflichtige Medikamente wie Potenzmittel bestellen können. Damit bekommt der deutsche Anbieter eine zweite Chance.
Hims & Hers Health ist das große Vorbild von Plattformen wie Zava, aber auch GoSpring (Wellster) oder DoktorABC. Der US-Konzern hat das Geschäft im typisch amerikanischem Stil groß aufgezogen: Mit prominenten Werbebotschaftern, cleveren Verkaufstricks wie der stylischen Einzelpackung Sildenafil für das Portemonnaie oder einem umfassenden Abomodell für die Kategorien Sex, Hair, Skin und Mental Health hat Hims & Hers in den vergangenen Jahren für Furore gesorgt.
Nachdem der Aktienkurs nach dem Börsengang zunächst abgestürzt war, hat er sich mittlerweile deutlich erholt. Hintergrund ist, dass Abnehmspritzen wie Wegovy für einen neuen Hype gesorgt haben. Der Umsatz ist im vergangenen Jahr auf 1,5 Milliarden US-Dollar gewachsen, bis 2030 sollen es mindestens 6,5 Milliarden Dollar werden.
Ob die Übernahme von Zava etwas dazu beitragen kann, wird sich erst noch zeigen. Der ursprünglich unter dem Namen DrEd gegründete Rezeptdienst war zuletzt in die Defensive geraten und hatte seine Videosprechstunden Ende 2022 eingestellt. Seitdem können sich Verbraucherinnen und Verbraucher nur noch durch Ausfüllen eines Fragebogens diverse verschreibungspflichtige Medikamente liefern lassen, ähnlich wie es auch bei Konkurrenten funktioniert.
Allerdings hatte der Bundesgerichtshof (BGH) der Zusammenarbeit mit Shop Apotheke vor zwei Jahren einen Riegel vorgeschoben. Zuvor waren der Gründer und damalige Großaktionär Michael Köhler sowie Aufsichtsratschef Jan Pyttel bei der Plattform eingestiegen. Laut den AGB von Zava gibt es nach wie vor eine Zusammenarbeit mit Shop Apotheke sowie der zum Konkurrenten Wellster gehörenden Apotheke Nieuweschans. Auch mit Gesund.de besteht eine Kooperation, sodass die online ausgestellten Rezepte auch an Apotheken übermittelt werden können.
Die spannende Frage ist, ob Zava mit dem neuen Eigentümer im Rücken dessen aggressive Vermarktungsmethoden übernehmen wird und – wie Wellster zuweilen – verstärkt auf den Bereich der Rezeptur/Defektur setzen wird. Ein Kommentator sprach bereits von einem „digital-medizinischen Kolonialversuch“, einen „Testfall für Europas Fähigkeit, seine Gesundheitsordnung gegen globalisierte Kommerzialisierung zu verteidigen“.