Apothekenübliche Ware

Umschau-Einleger: „Das ist unsere Konkurrenz!“

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Berlin -

Seit Anfang des Jahres liegen in der Apotheken Umschau vermeintlich fachfremde Werbebroschüren bei – soweit, so bekannt. Anders ist es beim Einleger von „Sieh an!“, der in der aktuellen Ausgabe enthalten ist. Zwar wird dort nur für Mode geworben. Der Versender bietet auf seiner Website aber auch apothekenübliche Produkte wie Blutdruckmessgeräte und Inkontinenzbedarf an.

„Es ist sehr ärgerlich für uns“, bekräftigt Inhaberin Laura Antonia Schaefer aus der Ahorn-Apotheke in Leverkusen. „Mein Bruder und meine Schwester haben auch Apotheken, bei ihnen waren die Einleger ebenfalls drin.“ Die Geschwister hatten sich über die Werbemaßnahme des Wort & Bild Verlags am Morgen ausgetauscht – und gemeinschaftlich geärgert. „Man zahlt ohnehin schon viel Geld für die Umschau.“

Natürlich könnten die Werbehefte theoretisch allesamt einzeln aus der Umschau entfernt werden. „Ich muss meine Mitarbeiter dafür bezahlen, dass sie das alles rausholen – oder ich muss es in meiner eigenen Zeit machen. Genau genommen kommt das ja quasi auf den Preis der Umschau noch oben drauf.“

Dass es sich hier um eine versteckte Konkurrenzaktion handele, müsse man auch erstmal bemerken. Im eigenen Betrieb würden mit der Annahme der Zeitschriften klassischerweise PKA betraut. „Und wenn man dann halt denkt, habe ich jetzt gerade eigentlich keine Kapazitäten für, ist ja nur ein Modeprospekt, wo man nicht genauer hinschaut, dann verteilt man es dann unglücklicherweise.“

Mit einem Klick landen Interessent:innen in der Gesundheitsrubrik des Versandhandels.Screenshot: Sieh an!

Kein einfacher Modeversand

„Sieh an!“ ist ein deutsches Versandhandelsunternehmen mit Sitz in Amberg, das 1997 gegründet wurde und zur Witt-Gruppe gehört. Es bietet nach eigenen Angaben preiswerte Mode für Damen und Herren, insbesondere für Kundinnen und Kunden ab 50 Jahren. Der Vertrieb erfolgt hauptsächlich über den Online-Shop sowie eine eigene App für Android-Geräte – und Kataloghefte mit Bestellkarte. Das Sortiment umfasst Kleidung, Wäsche, Schuhe, Schmuck, Wohnaccessoires – und Gesundheitsprodukte.

Die Produktkategorie hat es in sich: Von Alltagshilfen über Fußpflege, Schmerztherapie und Bandagen sowie Inkontinenzartikel und Perücken hat sich der Versandhandel breit aufgestellt. Über die prominente Auswahlleiste auf der Hauptseite gelangt man direkt in die Gesundheitsrubrik. „Auf der Website des Anbieters werden Dinge vertrieben, die es auch in der Apotheke vor Ort gibt: Inkoversorgung, Urinflaschen, Stützstrümpfe, Bandagen, Blutdruckmessgeräte. Das ist alles apothekenüblich, im Grunde genommen ist das unsere Konkurrenz.“ Schaefer sieht darin ein weiteres Problem: „Die Produkte sind in meinen Augen allesamt beratungsbedürftig. Das dann als Modeprospekt über uns zu verteilen, ist schon sehr ärgerlich.“

Zusätzliche Kosten durch Werbebroschüren?

Der Wort & Bild Verlag kommentiert zum Sachverhalt: „Die Beilage bezieht sich ausschließlich auf Schuhe und Kleidung. Wir sind uns eigentlich sehr sicher, dass die Verbraucher hier nicht wirklich abgeleitet werden.“

Man verstehe sich als Unterstützer der Apotheken vor Ort – und das sei stets Grundlage aller Kooperationen. Bislang sei zum Fall eine einzige Beschwerde eingegangen, um die man sich bereits kümmere. „Wir bedauern natürlich, dass es trotz ausführlicher Prüfung zu den Irritationen gekommen ist. Wir werden die Zusammenarbeit mit Witt Weiden, die hinter dem Shop stehen, überdenken.“

Mitbezahlen müssen Inhaber:innen die 12-seitige Beilage nach Aussage des Verlags nicht. Immerhin wird in punkto Zeitschriften nach Gewicht abgerechnet, hinzu kommen Frachtkosten.

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