Der Bielefelder Apotheker Zana Murad hat den Schritt gewagt und sich in der aktuell schwierigen Zeit für die Apotheken selbstständig gemacht. Die Gründe liegen für ihn dabei auf der Hand: die Freiheiten, die das für ihn mit sich bringt, und Wertschätzung, die ihm dabei entgegengebracht wird. Hinzu kommt der Spaß an der Arbeit – für ihn hat sich die Existenzgründung gelohnt.
Murad wollte eigentlich Fußballer werden – so wie viele andere kleine Jungs. Plan B war dann das Ziel, Apotheker zu werden. Seine Familie kam 2001 von Syrien nach Deutschland, Murad war damals fünf Jahre alt. In der Heimat hatte auch sein Vater in einer Apotheke gearbeitet. „Arzt und Apotheker sind in Syrien hoch angesehene Berufe“, so Zana Murad. Glücklicherweise lagen ihm in der Schule Chemie und Mathematik, weshalb Plan B immer realistischer wurde.
Nach einem Semester Pharmaingenieurwesen entschied er sich schließlich endgültig für das Pharmaziestudium. In dem einen Semester vorab wurde ihm bewusst, dass er sich selbstständig machen möchte, was in dieser Fachrichtung schwer geworden wäre. „Mit Pharmazie geht das“, sagt über seinen Wunsch für ein eigenes Unternehmen.
Selbstständigkeit gehörte schließlich schon früh zu seinem Leben: „Als ältester Sohn habe ich in der Familie schon früh viele Aufgaben übernehmen müssen“, erklärt er. Nach der Flucht lernte der Junge am schnellsten Deutsch und musste bei Behördengängen und Arztbesuchen dolmetschen. Verantwortung habe er somit schon früh getragen.
Mit der Approbation 2021 kam dann ein Jahr später die Filialleitung. Im Januar 2025 wurde er dann Inhaber der Aesculap-Apotheke in Bielefeld. Hier hatte er sich damals auch als Pharmazeut im Praktikum (PhiP) beworben. „Damals gab es keine Kapazitäten für einen PhiP, aber mit dem Chef bin ich seitdem immer im Kontakt geblieben. Wir sind mittlerweile befreundet. Er hat mich gut auf die Selbstständigkeit vorbereitet.“
Er legte seinem Schützling dabei auch die betriebswirtschaftlichen Zahlen offen. Der potenzielle Nachfolger sollte wissen, worauf er sich einlässt. Nun – ein halbes Jahr später – laufe betriebswirtschaftlich alles nach Plan, so der Jung-Inhaber.
Dabei hatte er bei der Existenzgründung auch Bedenken – wenn auch keine direkt wirtschaftlichen. „Wie komme ich bei den Patienten und wie bei den Mitarbeitern an?“ Doch die Sorgen seien unbegründet gewesen. „Es läuft sehr gut – ich habe ein super Team, das ist hier ein toller Umgang miteinander und ich komme immer mit guter Laune zur Arbeit.“
Er arbeite nun zwar mehr als 40 Stunden pro Woche, „aber es fühlt sich nicht so an, weil es Spaß macht“, sagt er. Flexibilität und Freiheit und das gut aufgestellte und eingespielte Team tun ihr Übriges. „Zudem erfährt man von den Kunden und den Mitarbeitern als Unternehmer eine ganz andere, sehr große Wertschätzung.“ Für ihn große Themen, die für die Selbstständigkeit sprechen – die für ihn allemal die richtige Entscheidung darstelle. Und zusammen mit Kollegen kann er sogar für Westfalen-Lippe bei der Apotheker-Fußballmeisterschaft kicken.