Im Schwalm-Eder-Kreis schreiten die Apothekenschließungen ungebremst voran – zuletzt betroffen: Jesberg und Guxhagen. Apotheker wie Nils-Steffen Grönig und Dr. Alexander Schröder warnen vor einer ernsthaften Gefährdung der Arzneimittelversorgung im ländlichen Raum und wandten sich nach einer Shop-Apotheke-Werbung direkt an die Lokalzeitungen. Sie rufen Kolleg:innen dazu auf, gemeinsam auf die Missstände aufmerksam zu machen und die Bevölkerung für die Bedeutung wohnortnaher Apotheken zu sensibilisieren.
Im Schwalm-Eder-Kreis, dem früheren Wahlkreis von Edgar Franke (SPD), ehemaliger Staatssekretär im BMG und Berichterstatter für Apotheken schreiten die Apothekenschließungen voran. „Mehrere Gemeinden haben in den vergangenen Jahren ihre Apotheke verloren. Dazu gehören Malsfeld, Morschen, Schrecksbach und in diesem Jahr schloss die Apotheke in Jesberg“, berichtet Steffen Grönig, Inhaber der Edder-Apotheke in Felsberg-Gensungen. „Des Weiteren musste leider vor Kurzem die Kollegin in Guxhagen Insolvenz anmelden“, erklärt er.
Trotz der prekären Lage der Apotheken enthielten die Lokalzeitungen im Mai Einleger von Shop-Apotheke-Werbung. „Wie viele Kolleg:innen hatten auch wir uns sehr über den mehrseitigen Beileger geärgert“, so Grönig. „Wir suchten daraufhin den Kontakt zur Redaktion der HNA, um sie über die Problematik und Hintergründe des Versandhandels, vor allem des ausländischen, aufzuklären“, erläutert auch Dr. Alexander Schröder, Inhaber der Rosen-Apotheke in Melsungen. Er freute sich zusammen mit etlichen anderen Inhaber:innen über die darauf gefolgte ausführliche Berichterstattung zum Thema Versandapotheken und den Apotheken vor Ort.
Die Versorgung tausender Patient:innen sei durch die vielen Schließungen gefährdet, warnen Apotheker aus der Region in den Lokalzeitungen. „Die Gründe für die Schließungen sind niedrige Gewinnmargen, eine unzureichende Honoraranpassung, hohe Notdienstbelastungen sowie starke Konkurrenz durch ausländische Versandapotheken wie Redcare Pharmacy und Doc Morris“, erklärt Grönig etwa in der Melsunger Allgemeinen.
In der HNA wurde berichtet, dass der Versandhandel mit Rx-Medikamenten die Existenz heimischer Apotheken gefährdet – insbesondere in ländlichen Regionen wie dem Schwalm-Eder-Kreis. Grönig und Schröder kritisieren, dass trotz einer Resolution des Kreistags und bekannter Probleme bislang keine wirksamen politischen Maßnahmen ergriffen wurden. Sie führen unter anderem die unfaire Konkurrenz durch ausländische Versandapotheken, die fehlende Herstellung individueller Rezepturen, mangelnde Akutversorgung, hohe Lieferkosten sowie Risiken bei Lagerung und Transport als zentrale Nachteile an. Zudem sehen sie durch Lobbyarbeit massive politische Verflechtungen, die ein Verbot des Versandhandels verhindern – obwohl dieser in vielen EU-Staaten verboten oder stark eingeschränkt ist.
„Wir können nur alle Kolleginnen und Kollegen, vor allem im ländichen Bereich, ermutigen, auf ihre Lokalzeitungen zuzugehen und das Thema Versandhandel und Apothekenschließungen anzusprechen“, appelliert er. „Lokalzeitungen berichten in der Regel positiv über die Versorgung durch die Apotheken vor Ort, da sie die Problematik der Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum wahrnehmen.“ Durch die Omnipräsenz der Versenderwerbung und deren Milliardenumsätze sowie den allgegenwertigen Apothekenschließungen lässt sich die Problematik gut vermitteln, sagt er. Dies sei wichtig, um die Bevölkerung weiter zu sensibilisieren.