Kauf als Chance

Übernahme: „Manchmal muss man antizyklisch denken“

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Berlin -

Zwei junge Apotheker:innen wagen den Schritt in die Selbstständigkeit: Seit dem 1. April sind Bedran Ceylan und Kateryna Bernyk die neuen Inhaber der Berg-Apotheke in Othfresen – ein großer Schritt, aber einer, der sich für beide genau richtig anfühlt.

„Ich hatte das Bauchgefühl, dass genau jetzt der richtige Moment ist, eine Apotheke zu übernehmen – manchmal muss man eben antizyklisch denken, wie bei Aktien“, erklärt Ceylan. Für ihn ist es ein Heimspiel: Er stammt aus der Region und kennt die ländliche Struktur gut. Bernyk ist in Wolfsburg aufgewachsen, hat ihr Praktisches Jahr in München absolviert und anschließend in einer Apotheke in Köln gearbeitet. Kennengelernt haben sich beide im Pharmaziestudium in Braunschweig. Gemeinsam führen sie die Berg-Apotheke nun als OHG.

Im Kontrast zur städtischen Hektik gefällt ihr vor allem das Miteinander vor Ort: „Was ich hier besonders schätze, ist die entspannte Art der Menschen und ihre Treue.“ Beide setzen auf persönlichen Kontakt und Beratung – selbst wenn das bedeutet, preislich nicht mit den Versendern mithalten zu können. „Wir können im persönlichen Gespräch auf potenzielle Probleme wie Unverträglichkeiten oder Wechselwirkungen hinweisen und gezielt nachfragen – das können Versandapotheken nicht leisten“, betont Bernyk.

Bauchgefühl und starker Mentor

Der unternehmerische Blick fehle vielen in der Branche, findet Ceylan. „Betriebswirtschaft wird in der pharmazeutischen Ausbildung zwar gestreift, kommt aber insgesamt viel zu kurz. Und das ist ein echtes Problem.“ Unternehmerisches Denken sei jedoch essenziell, schließlich gehe es um einen Wirtschaftsbetrieb. „Den Kauf der Apotheke sehe ich nicht als Risiko, sondern als eine Chance.“

Eine wichtige Rolle spielt dabei der ehemalige Inhaber Dirk Bode – langjähriger Kenner des Hauses, der die Apotheke seit 1993 begleitet und die neuen Inhaber weiterhin ehrenamtlich unterstützt. „Ohne Bode wäre gar nichts gelaufen – er ist für uns einfach unverzichtbar“, betont Bernyk. Auch Ceylan findet klare Worte: „Dirk Bode kennt die Apotheke wie kein Zweiter – er ist unsere wichtigste Stütze im Alltag.“

Beide haben Fortbildungen im Bereich Polypharmazie absolviert und wollen perspektivisch die pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) ausbauen. Unterstützt werden sie dabei von einem Team aus sechs Mitarbeitenden – PTA und PKA – in Voll- und Teilzeit. Ihr Ziel: Die Beratung stärken, Kundennähe ausbauen, und die Apotheke als Anlaufstelle im Ort positionieren. Und was ist ihr Erfolgsgeheimnis? „Es lohnt sich immer, auf das eigene Bauchgefühl zu hören“, sagt Ceylan.

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