Kleinkinder betroffen

Chronischer Husten: „Irreversible Schäden drohen“

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Berlin -

Viele Eltern kennen das: schleimiger Husten, der länger als vier Wochen anhält. Dass dies gefährlich sein kann, davor warnt Dr. Anne Schlegtendal, Oberärztin an der Universitätskinderklinik Bochum. Die Spezialistin für Kinderlungenkrankheiten spricht von einer stillen Bedrohung: der sogenannten protrahierten bakteriellen Bronchitis (PBB), einer Erkrankung, mit potenziell schweren Langzeitfolgen.

Wenn Betroffene nicht mindestens zwei Wochen lang Antibiotika bekämen, würden Langzeitschäden drohen. „Im schlimmsten Fall eine irreversible chronische Lungenschädigung“, so Schlegtendal. Sie und ihr Team haben die Folgen unbehandelter oder unzureichend behandelter PBB im Rahmen einer Studie untersucht, die am 21. April in der Fachzeitschrift „Pediatric Pulmonology“ veröffentlicht wurde.

Für die Untersuchung wurden 200 Kinder ausfindig gemacht, die im Kleinkindalter mit Atemwegsinfektionen stationär behandelt wurden. 63 von ihnen kamen fünf bis 14 Jahre später erneut in die Klinik – zur Nachuntersuchung und zum Lungenfunktionstest. Die Ergebnisse seien alarmierend, so Schlegtendal: „Darunter waren Kinder, die heute noch nachweislich dauerhaft husten.“

Besonders besorgniserregend: Selbst Kinder, die damals mit Antibiotika behandelt wurden, zeigen teils bleibende Lungenschäden. „Ein deutlicher Anteil der Kinder, die PBB im Kleinkindalter hatten, haben später eine auffällige Lungenfunktion“, erklärt die Kinderpneumologin. „Leider ist die PBB unterdiagnostiziert, es gibt noch keine Leitlinie in Deutschland für die Behandlung und bisher auch keine Empfehlung, dass betroffene Kinder regelmäßige Nachuntersuchungen erhalten.“

Das will das Forschungsteam ändern und entwickelte ein digitales Frühwarnsystem. „Unsere Idee ist es, mit einem digitalen Ampelsystem Kinder mit chronischem Husten und Risikofaktoren für Spätfolgen frühzeitiger zu identifizieren und zu behandeln“, so Schlegtendal. „Rot würde dann bedeuten: Sofort in die Klinik.“ Es gehe darum, die Aufmerksamkeit mehr auf diese Erkrankung zu lenken, um somit die Kinder- und Jugendgesundheit zu stärken.

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