Jeder Fünfte in Deutschland leidet täglich unter körperlichen Schmerzen – und greift häufig zu rezeptfreien Schmerzmitteln. Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der HKK Krankenkasse zeigt: Viele unterschätzen dabei die Risiken und setzen auf Eigenverantwortung statt ärztlichen Rat.
Anlässlich des Aktionstags gegen den Schmerz zeigt die Umfrage: Jeder fünfte Deutsche leidet täglich oder fast täglich unter körperlichen Schmerzen. Besonders betroffen sind Frauen und Menschen im mittleren Alter (30–59 Jahre). Zwei Drittel der Betroffenen greifen in solchen Fällen zu rezeptfreien Schmerzmitteln, 59 Prozent wegen Kopf- und Migräneschmerzen. Die Umfrage wurde vom 9. bis 14. Mai mit 1018 Personen durchgeführt.
„Spannungskopfschmerzen entstehen oft durch Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel, Bildschirmarbeit oder Flüssigkeitsmangel“, erklärt Dr. Imke Starp, Leiterin des Schmerzzentrums am Rote Kreuz Krankenhaus Bremen. Migräne hingegen sei meist genetisch bedingt, könne aber durch gezielte Maßnahmen wie regelmäßigen Schlaf und Entspannung abgemildert werden. Weitere Gründe für die Einnahme sind bei 32 Prozent der Befragten Gelenk- und Muskelschmerzen, Rückenschmerzen (28 Prozent) sowie Menstruationsbeschwerden bei 20 Prozent der befragten Frauen.
Obwohl zwei Drittel der Befragten wissen, dass rezeptfreie Schmerzmittel ohne ärztlichen Rat nicht länger als vier Tag am Stück eingenommen werden sollten, überschreitet ein Drittel diese Grenze – insbesondere Menschen mit häufigen Schmerzen. „Schmerzmittel dürfen kein Dauerlösungsansatz sein“, warnt Starp.
Auch bei Nebenwirkungen herrscht Unsicherheit: Während Magen-Darm-Beschwerden bei 75 Prozent der Befragten bekannt sind, wissen nur rund zwei Drittel auch über Nierenschäden, Abhängigkeit oder Magengeschwüre Bescheid. Besonders gefährlich sei die Kombination von Paracetamol und Alkohol, so Starp. Einen Kater mit Paracetamol zu behandeln, sei nicht ratsam.
Die Entscheidung über Dauer und Dosierung wird meist aus eigener Erfahrung oder der Schmerzintensität abgeleitet bestätigen 66 Prozent der Befragten, seltener anhand der Packungsbeilage (19 Prozent). Problematisch sei laut Starp vor allem der unkontrollierte Onlinekauf ohne Beratung sowie die Werbung in den Medien.
Die HKK betont: „ Die Ergebnisse zeigen, wie verbreitet rezeptfreie Schmerzmittel sind, und wie wichtig die Aufklärung ist. Gesundheitskompetenz sollte schon in der Schule gefördert werden.“
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