Dass die automatische Substitution von Biosimilars nicht nur unnötig, sondern auch gefährlich ist, davor warnt die AG Pro Biosimilars seit Jahren. Jetzt hat Josef Hecken, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), die Einleitung weiterer Verfahren zur Substitution von Biopharmazeutika angekündigt. Pro Biosimilars warnt vor einer Destabilisierung der Versorgungssicherheit: Das „Hauptsache-billig“-Prinzip habe schon bei Generika immer häufiger zu Lieferengpässen geführt. Der „Generika-Fehler“ dürfe nicht wiederholt werden.
Schon jetzt stünden 90 Prozent der Biosimilars unter Rabattvertrag. Die geplante automatische Substitution ermögliche es den Krankenkassen, auch exklusiveRabattverträge mit den Herstellern abzuschließen. Zwar könnten dadurch noch mehr Kosten eingespart werden, aber das Vorgehen sei auch riskant. Denn der Kostendruck verschärfe sichmassiv, wenn nur der billigste Hersteller den Zuschlag erhalte – die anderen Hersteller wanderten ab, warnt Pro Biosimilars.
Bei Generika habe sich das „Hauptsache-billig-Prinzip“ schon vor Jahrenetabliert. Die Folgen seien in Form von Versorgungsengpässen täglich spürbar. Eine ähnliche Entwicklung ist laut Pro Biosimilars auch im Bereich der Biosimilars abzusehen, beispielsweise bei Arzneimitteln zur Behandlung von Krebs, Rheuma und Morbus Crohn.
Gerade in Zeiten zunehmender geopolitischer Spannungen und wachsender Abhängigkeiten sei eine stabile Arzneimittelversorgung mit einem starken Standort Europa wichtiger denn je. Eine Destabilisierung im Bereich der Biopharmazeutika konterkariere alle politischen Bemühungen um mehr Versorgungssicherheit.
„Dieser Schritt wird massive Folgen für die Versorgung haben, denn er lässt Engpässe bei Biosimilars befürchten“, sagt Walter Röhrer, Vorsitzender von Pro Biosimilars. „Die Politik darf nicht zulassen, dass die Selbstverwaltung vorprescht und Entscheidungen fällt, die ihren eigenen Bestrebungen zuwiderlaufen. Der Wunsch nach kurzfristigen Einsparungen hat bei Generika zu kurzsichtigen Entscheidungen geführt. Diese haben die Versorgungssicherheit geschwächt.“
Pro Biosimilars fordert die Politik auf, bei dieser entscheidenden Frage das Primat der Versorgungssicherheit nicht „nervösen Sparbeschlüssen“ zu opfern, und appelliert an den zugesagten Dialog mit allen relevanten Akteuren. Es gehe um die politische Glaubwürdigkeit der Koalition. Schließlich habe Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) die Stabilisierung der Arzneimittelversorgung als eines ihrer Ziele definiert und eine Fortsetzung von Pharmastrategie und -dialog angekündigt.
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