Bundespräsident Frank Walter Steinmeier hat alle Bürgerinnen und Bürger dazu eingeladen, beim Ehrentag am 23. Mai 2026 mitzumachen: „Gerade jetzt suchen viele Menschen nach Halt und Orientierung. Genau darum soll es am Ehrentag 2026 gehen“, sagte der Bundespräsident gestern bei der Auftaktveranstaltung für die Aktion. Im Laufe seiner Rede nannte er auch Beispiele, wie er sich den Ehrentag im kommenden Jahr wünsche – unter anderem erklärte der Bundespräsident: „Da helfen junge Menschen Seniorinnen und Senioren bei WhatsApp und bei der Bestellung in der Online-Apotheke“. Kritik aus der Branche folgt prompt.
Apotheker Dr. Christian Gerninghaus, Inhaber der Sonnen Apotheke in Schlitz, wendet sich auf Facebook direkt an den Bundespräsidenten und kommentiert: „Das ist ein Schlag ins Gesicht von 160.000 Mitarbeitenden in deutschen Apotheken.“
Gerninghaus betont, dass täglich rund drei Millionen Menschen in Deutschland persönlich und kompetent in Apotheken versorgt werden – „von Mensch zu Mensch, hoch qualifiziert, empathisch, nah, 24/7 erreichbar“. Inwiefern solle es nun besser sein, Arzneimittel im Hochsommer tagelang im Postauto zu transportieren, statt sie kontrolliert in der Apotheke abzugeben, fragt er.
„Für uns Apothekerinnen und Apotheker und unsere Mitarbeitenden, ist jeder Tag ein Ehrentag. Denn wir setzen ihr Motto täglich um. Für Dich. Für uns. Für alle. Das geht nur vor Ort und nicht in der Anonymität des Versandhandels. Diese Ihre Idee des Bessermachens, wird das Gegenteil bewirken. Sie zerstört Strukturen“, so Gerninghaus.
Mit seiner Kritik steht Gerninghaus nicht allein. Auch der Präsident der Landesapothekerkammer Hessen, Dr. Christian Ude, äußert sich auf LinkedIn enttäuscht über die Rede des Bundespräsidenten. Dass ausgerechnet das anonyme und unpersönliche Bestellen bei einer Online-Apotheke via Messengerdienst als positives Beispiel hervorgehoben wurde, ist aus seiner Sicht unverständlich – insbesondere an einem Tag, der dem gesellschaftlichen Zusammenhalt gewidmet sei.
Ude sieht darin eine „eine große Enttäuschung für einen ganzen Berufstand“, der sich tagtäglich mit Herzblut, Persönlichkeit und unter schwierigen Rahmenbedingungen für die Gesundheit der Bevölkerung einsetze – Aufgaben, die gerade der Onlinehandel in dieser Form nicht leiste.
„Sie sprechen von ‚Freude, Begegnung, Sinn‘ – genau das finden Sie in den Apotheken vor Ort. Sie sprechen von ‚einander begegnen, einander zuhören‘ – genau das finden Sie in der Apotheke vor Ort, in der sich Menschen von Angesicht zu Angesicht treffen“, so Ude.
Ude sucht das Gespräch – und lädt den Bundespräsidenten in seine Apotheke nach Darmstadt ein, um zu zeigen, dass gerade die Apotheke vor Ort ein Ort der Kommunikation, Menschlichkeit und des persönlichen Miteinanders sei. „Soziales Engagement für die Bevölkerung vor Ort leistet die Inhaber geführte Apotheke ‚an der Ecke‘ mit Menschen zum Anfassen und Ansprechen“, so Ude.
„Ich freue mich auf einen Austausch. Wir haben viel zu bieten und zu zeigen. Wir kämpfen jeden Tag für Menschlichkeit in unserem Land.“
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