Während Jens Spahn (CDU) wegen dubioser Maskendeals erneut in der Kritik steht, erinnert der Virchowbund an eine andere Seite der Geschichte: Ohne sein schnelles Handeln im Frühjahr 2020, so heißt es, hätten hunderttausende Menschenleben auf dem Spiel gestanden.
In der aktuellen Debatte um die Maskenbeschaffung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) werde ein Aspekt oft übersehen: „Durch schnelle, mutige und unbürokratische Entscheidungen im Frühjahr 2020 wurden hunderttausende Menschen geschützt und Leben gerettet. Dafür bin ich persönlich und im Namen der Praxisärztinnen und Praxisärzte den Entscheidern, darunter auch Jens Spahn, heute noch sehr dankbar“, erklärt Dr. Dirk Heinrich, der Bundesvorsitzende des Virchowbundes.
Tausende Ärztinnen und Ärzte hätten sich in der Hochphase der Pandemie gemeinsam mit ihren Praxisteams den erkrankten Patientinnen und Patienten zugewandt – oft ohne ausreichenden Schutz und trotz persönlicher Risiken. Sprechstunden seien weitergeführt worden, obwohl Einmalkittel, Masken und Desinfektionsmittel kaum noch zu beschaffen gewesen seien. Teilweise hätten Lieferanten die Preise drastisch erhöht.
„Die Krise der ersten Monate wurde nur deshalb bewältigt, weil an vielen Stellen Menschen mutig und bereit waren, bürokratische Regeln, die massive Verzögerung zur Folge gehabt hätten, zu übergehen“, so Heinrich.
Die Maskenbeschaffung sei ein Beispiel für schnelles Handeln in der Krise, die zügige Einrichtung von Impfzentren ein weiteres. Schon damals sei vielen Beteiligten bewusst gewesen, dass später vor allem diejenigen den mahnenden Finger heben und auf die Einhaltung von Vorschriften pochen würden, die während der Krise selbst aus der Sicherheit des Homeoffice heraus agiert hätten.
Die Aufarbeitung sei zwar wichtig, um Lehren für künftige Krisen zu ziehen, dürfe aber nicht auf eine Weise geführt werden, die dazu führe, dass in der nächsten Ausnahmesituation mutige Entscheidungen ausblieben. „Möchten die lautstarken Kritiker dafür verantwortlich sein und in Kauf nehmen, dass wir aus Angst und Zaghaftigkeit Katastrophen in der Zukunft schlechter bewältigen?“, mahnt Heinrich.
„Aufarbeitung ist aus meiner Sicht auch dort notwendig, wo Firmen die Krise für exorbitante Gewinne genutzt haben. Ich würde mir zum Beispiel wünschen, solche Firmen in Zukunft von der Vergabe öffentlicher Aufträge auszuschließen“, so Heinrich.
Auch für die Bewältigung der derzeitigen Krise im Gesundheitswesen brauche es Mut. „Wir müssen lernen, auch mit nur 95 Sicherheit und Einhaltung aller Vorschriften zufrieden zu sein. Ansonsten wird dieses Gesundheitswesen nicht mehr zu bezahlen sein und Millionen von Patientinnen und Patienten werden darunter zu leiden haben. Bürokratie kann töten“, warnt der Mediziner.
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